Hardware

Hardware
Rockcity Hannover – diese Titulierung hatte besonders in den 1970er und 1980er Jahren ihre Berechtigung. Der internationale Erfolg von Bands wie Victory und natürlich den Scorpions befeuerte etliche Combos, im weiten Feld des harten Rocks Fuß zu fassen. Zu diesen Bands gehörte auch das Quintett Hardware.
Gegründet wurde Hardware 1981 von den Gitarristen Bobby Schiprowski und Jörg Franz. Jörg hatte schon zuvor mit seinem Trio Madhouse für einiges Aufsehen unter Fans eines guten Gitarrensolo gesorgt, erinnerte doch nicht nur seine Flying V, sondern vor allem sein filigranes und ausgefeiltes Gitarrenspiel an Michael Schenkers Sechssaitenkünste. Am Mikro stand von Beginn an Mark Städtler.
Wie alle Bands setzten auch Hardware alle Hebel in Bewegung, möglichst schnell einen Longplayer zu veröffentlichen. 1984 schließlich erschien auf SPV das Werk „Common Time Heroes“. Die Startauflage von 2.000 Exemplaren war im Nu verkauft, Lohn dafür u.a. eine Einladung in die damals angesagte Heavy Metal-Show des britischen Radiosenders BFBS.
Nur ein Jahr später schoben Hardware auf dem gerade gegründeten Steamhammer Label die Mini-LP „In Cold Blood“ nach, produziert von Bernd Kaspers. Ist die Band zuvor noch im tradtionellen Hardrock verwurzelt, ändert sie nun die Gangart hin zu dem damals noch eher unbekannten Speedmetal – und sie darf sich daraufhin über überschwengliche Kritiken weltweit freuen, allen voran aus den USA, wo die Scorpions zu der Zeit mächtig abräumen und damit Hannover-Bands gewissermaßen „Starthilfe“ geben. Es gibt daraufhin Angebote sich als Support bei renommierten Acts wie Saxon oder Loudness einzukaufen. „Aber unsere damalige Plattenfirma, gerade erst aus der Taufe gehoben, scheute diese Investition. Und wir selbst waren zu grün hinter den Ohren, um die Chance auf eigenes Risiko wahrzunehmen“, erzählte Sänger Mark Städtler Jahre später.
1987 spielte die Formation ihr drittes Album mit Titel „Bonfire“ ein, aber es kam zu Unstimmigkeiten mit der Plattenfirma hinsichtlich der PR-Maßnahmen. Der Versuch, das Album bei einem Label in den USA unterzubringen, scheitert. „Auch dort hätten wir uns einkaufen müssen, dazu fehlten uns die notwendigen Finanzen“, so Mark.
Nachdem es zwischenzeitlich um Hardware ruhig geworden war, bekam die Band 1992 noch einmal eine große Öffentlichkeit. Der Zweitligist Hannover 96 zog sensationell ins DFB-Pokalfinale ein; und Hardware hatten schon frühzeitig einen Pokal-Song geschrieben mit Titel „Wir fahren nach Berlin“, den sie zum Halbfinale im damaligen Niedersachsenstadion vor 60.000 Zuschauern live präsentieren durften – immerhin: ein Stadionkonzert, schafft nicht jede Band!
Text: Jens-Christian Schulze
Foto: Stefan Neuenhaus