Hey Baby

Hey Baby

Michael Pattberg war Sänger in verschiedenen Hannoveraner Bands, die vor allem der Glocksee-Szene der 90er und frühen 00er Jahre zugerechnet werden können. MUTANTZ war Mitte der 80er sein erstes Projekt, gemeinsam mit dem Keyboarder und Komponisten … . Danach folgte die kurzlebige Band SQUEALER (Zwei Gitarren und ein Drummer mit Double-Base), deren energetischer Rock Alternative-Bands aus den Staaten auf ihre Art adaptierte. Besetzung: Heidi, Martin Priebe, am Schlagzeug …

Patty war charismatisch, offensiv und scheute sich nie, auf der Bühne das Zepter in die Hand zu nehmen. Vergleiche mit Iggy Pop waren schon in dieser Frühzeit nicht selten. Dann kam die Verbindung mit der Glocksee, und kurz darauf folgte HEY BABY.

Die hippieske Ausrichtung der Band – inklusiver einer altertümlichen Orgel, die von Kalinka bedient wurde – passte perfekt in die Mitte der 90er Jahre. Nach einer Maxi-Single („Shut Your Mouth, Joe“) wurde die erste EP handgefertigt mit Stoff bespanntem Cover angeboten und trug den passenden Titel „Plüschkult“.

Die Band wurde gefeiert und war darüber alles andere als begeistert. Denn der Druck, der nun auf ihnen lastete, führte zu Spannungen in der Gruppe. Was sie nicht davon abhielt, in Hamburg – im Studio der Kastrierten Philosophen (Michael Arfmann und Katrin Achinger) ein Album aufzunehmen, das bis heute zeitlos schöne Musik bietet.

HEY BABY haben es verstanden, jenseits der Trends in den 90ern ihren ureigenen, eher den späten 70ern verhafteten Sound a la Velvet Underground zu kreieren und allen Widrigkeiten mit einem frechen Lächeln zu begegnen.

HEY BABY Line-Up:

E.R.Kramer (Git.)

Patty (Vocals)

Es Feucht (Drums)

Matze Graefe (Bass)

Kalinka (Keyboard)

DISCOGRAPHIE:

  • Single „Night Junkie / Shut Your Mouth, Joe / I Think of You (Swamp Room Records 1991)

  • EP „Plüschkult“ (n.UR-Kult release 002 – 1992):

Angels shouldn´t cry

Wild

Spoonful of sugar

Simple man

Frank and Mary

Beside myself (live)

  • LP „K.U.L.T.M.A.C.H.I.N.E“ (n.UR-Kult release 011 – 1993)

Time is a mistery

I fucked up my life

Are friends electric (Coverversion von Gary Numan)

Dangerous boredom

Rusty hook

Model

Gone with You

The moon

Drunken Matador

I don´t mind

Die Band trennte sich im Streit, wofür vor allem der Sänger viele Gründe lieferte. Er fand aber in der Glocksee-Szene bald andere Mitstreiter – und sang ab sofort auf deutsch. Unter anderem prominent am Bass begleitet von der ehemaligen Abstürzenden Brieftaube Mikro.

PATTBERGS AUFBRUCH klang zur Jahrtausendwende passend schmutzig und gemein, wollte dennoch geliebt werden und biss einem in die Ohren. Eine Band, die unzugänglich war und trotzdem mit „Herbst“ so etwas wie einen Evergreen zustande brachte, der bis heute zu Tränen rührt.

Die einzige CD, die den Bandnamen trug, erschien 200X, und die Band spielte eine Reihe ruhmreicher Konzerte, bevor sie sich schließlich unvermittelt auflöste.

Michael Pattberg zog sich daraufhin aus der Szene zurück und entdeckte das Angeln als neue Leidenschaft. Als private Probleme überhand nahmen, wurde er sogar obdachlos und starb nach längerer Krankheit in Linden.

MICHAEL PATTBERG (14.04.1964 – 27.02.2019)

Text: Thorsten „Mel“ Wilkens (14.09.2020)